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19.12.06 Freudentränen in der Wüste (Motorsport Aktuell)
24 Stunden Bahrain: Sieg für das Team Lechner-Konrad Racing nach Problemen bei Land Motorsport und Lechner sowie dem Duller-BMW.
Lange sah alles nach einem Durchmarsch der Polesit-ter Dirk Adorf/Christian Land/Hermann Tilke/Patrick Simon im von Land Motorsport eingesetzten Porsche 911 GT3-RSR aus. Das Quartett bestimmte beinahe während der ersten Rennhälfte das Tempo und gab die Führung nur bei den planmäs-sigen Boxenstopps ab.Der ohnehin kleine Favoritenkreis wurde nach fast fünf Stunden um zwei Fahrzeuge dezimiert, als Heinz-Josef Bermes im Mühlner-Porsche in einem Kiesbett strandete. Was nicht weiter schlimm gewesen wäre, hätte Richard Lietz im Lechner-Porsche nicht das stehende Bermes-Auto torpediert. Für den Österreicher, der nach Meinung eines Teamkollegen «viel zu schnell unterwegs war», sowie seine Mitstreiter Klaus Graf, Thomas Jäger, Christian Menzel und Salman AI Khali-fa war damit Feierabend. Ber-mes/Tim Bergmeister/Stefano Rosini konnten zwar nach langer Reparaturpause weiterfahren, mehr als Platz 9 war für die Mühlner-Truppe, deren zweiter Porsche mangels Fahrer in der Box blieb, aber nicht mehr drin.Nach gut zehn Stunden erwischte es den führenden Land-Porsche, der mit abgerissener rechter Antriebswelle in die Box geschleppt wurde und später weiteren Boden verlor, als auch die linke Welle den Dienst quittierte. Nun bestimmte das in Lauerstellung liegende Quintett mit Franz Konrad, Wolfgang Kaufmann, Michael Schrey, Luciano da Silva und Miroslav Konopka im neu formierten Konrad-Lechner-Team die Pace. Deren Porsche 911 GT3-RSR, eine Leihgabe aus Weissach, lief wie ein Uhrwerk. Lediglich in den ersten Stunden, als noch nach am perfekten Set-up gefeilt wurde, und später wegen einer kleinen Kollision und nachlassender vorderer Dämpfer, verlor man etwas Zeit.Der laut Teamchef Konrad dank und trotz Porsche-Unterstützung «kaum erwartete Sieg» wurde auch nicht durch das «typische Eifelwetter» in der Wüste gefährdet. Im Ziel liess Sieger Kaufmann seinen Tränen freien Lauf: «Zum ersten Mal in meiner langen Karriere habe ich ein 24-h-Rennen gewonnen. Danke an Franz Konrad, dass er mir die Chance gegeben hat. Dieser Erfolg ist etwas ganz Besonderes - einfach grossartig!»Quester: «Verlorener Sieg»Die grösste Gefahr für den am Ende siegreichen Konrad-Lechner-Porsche stellten Ja-roslavJanis/Philipp Peter/Dieter Quester/VincentVosse im von Duller Motorsport eingesetzten Red-Bull-BMW Z4 M-Coupe dar. Obwohl man bereits im ersten Stint den Ausfall von ABS und Traktionskontrolle zu beklagen hatte und in der Nacht ein elektronisches Bauteil gewechselt werden musste, verringerte das Quartett den Rückstand noch von 13 auf sechs Runden und sicherte sich am Ende trotz starker Vibrationen und Problemen mit der Kupplung noch den zweiten Gesamtrang. «Den haben wir nicht gewonnen, sondern den Ersten verloren», seufzte Quester. Den letzten Podestplatz retteten die Briten Ben Aucott/Joe Macari/Rob Wilson im JMB-Ferrari F360 knapp vor dem Land-Porsche.Sorgen bereitete den Teams der Regen der letzten Rennstunden, denn aus Mangel an Profilreifen mussten die vorhandenen ziemlich lange gequält werden. Und noch viel mehr die Tatsache, dass das Feld in Bahrain kümmerlich war. Von 100 Teilnehmern hatte man geträumt, rund 50 waren angekündigt, tatsächlich starteten aber nur 22 Autos (plus in der Anfangsphase einige Einheimische als Feldfüller). Was bei vielen Beteiligten kritische Fragen und Skepsis für die bereits angekündigte zweite Auflage im nächsten Winter aufwarf. Positiv: Immerhin 17 Teams kamen noch in Wertung.
Motorsport Aktuell 19.12.2006


